Schmidt, Agnes; verehel. Mulder, Künstlername Inez Fabbri(-Mulder) (1831-1909), Sängerin, Gesangslehrerin und Impresaria

— Agnes Schmidt, Künstlername Inez Fabbri(-Mulder), Sängerin, Gesangslehrerin und Impresaria. Geb. Wien, 26. 1. 1831; gest. San Francisco, Cal. (USA), 30. 8. 1909. Wuchs als Tochter eines verarmten Wr. Samtfabrikanten auf; debüt. 1847 in Kaschau (Košice) erfolgreich als Abigail in Donizettis „Lucretia Borgia“. Nach Wanderjahren kam sie über Königsberg (Kaliningrad) (1856–57) und Potsdam 1857 ans Hamburger Stadttheater, wo sie u. a. in einer ihrer Glanzrollen, der Valentine in Meyerbeers „Die Hugenotten“, großen Erfolg hatte. Von dem holländ. Musiker und Impresario Richard Mulder (Eheschließung 1858) wurde sie für eine Tournee (1858–59) durch Südamerika (Chile, Argentinien, Brasilien) engagiert. Seit dieser Zeit unter ihrem Künstlernamen (Fabbri ist eine Italianisierung ihres Mädchennamens) auftretend, sang sie 1860 in New York an Maretzeks (s. d.) Winter Garden Theatre die führenden Sopranrollen in 25 Opern (sehr erfolgreiches Debüt als Violetta in Verdis „La Traviata“). Es folgten Tourneen im amerikan. Mittelwesten, in Kanada, dann auf den Westind. Inseln, wo sie bes. auf Puerto Rico sehr gefeiert wurde, aber durch einen Brand ihr gesamtes Vermögen verlor. Mit ihrem Mann nach Europa zurückgekehrt, ging sie hier 1862–63 auf Tournee. Mai 1863 bis März 1864 trat sie an der Wr. Hofoper v. a. in Rollen des Italien. (u. a. Elvira und Leonore in Verdis „Ernani“ bzw. „Der Troubadour“) und französ. Faches (u. a. Recha in Halévys „Die Jüdin“, Alice und Bertha in Meyerbeers „Robert der Teufel“ bzw. „Der Prophet“) 37mal auf. 1864–71 lebte das Ehepaar in Frankfurt a. M., wo S. am Stadttheater engagiert war (u. a. sang sie hier die Elisabeth in Wagners „Tannhäuser“). Um diese Zeit wird sie als Sopranistin mit kräftiger, heller Stimme, für die Koloratur wie für dramat. Partien geeignet, geschildert. Nach einem Gastspiel an der Londoner Covent Garden Opera war sie 1872 wieder in New York bei der Habelmann-Formes Opernges. engagiert, mit der sie im selben Jahr nach San Francisco kam, wo sie am California Theatre sang. Ihr Mann gründete eine Musikschule, deren Leitung sie nach seinem Tod (1874) übernahm; sie gab Konzerte und organisierte zahlreiche Opernauff. des Dt. und italien. Repertoires, in denen sie auch auftrat. 1878 heiratete S. den Bariton Jacob Müller (Muller), einen Schüler ihres ersten Mannes. 1881 beendete S. ihre Gesangslaufbahn, blieb aber weiterhin als Impresaria tätig. Nach großen finanziellen Verlusten lebte sie ab 1891 in Los Angeles. Ab 1899 wieder in San Francisco, kam sie durch einen gelegten Theaterbrand abermals um ihr Vermögen. 1901 starb ihr zweiter Mann, 1905 trat sie, als Dirigentin, zum letzten Mal auf. S. war in den 70er Jahren die wichtigste Persönlichkeit des Musiklebens in San Francisco, sowohl als Sängerin (sie trat 1872–79 in über 150 Opern- und Konzertauff. auf) als auch als Gesangslehrerin und Impresaria, der die Vermittlung so hervorragender Sänger wie Theodor Wachtel oder die Erstauff. zahlreicher Opern gelang. Ihr Nachlaß befindet sich in der Musikbibl. der University of California, Berkeley, USA.

L.: (meist unter Fabbri-Mulder): Die Gartenlaube, 1862, S. 141ff; Wr. Theater-Chronik 11, 1869, n. 33–36; Wochen-Rundschau für dramat. Kunst . . . 5, 1884, S. 26, 130; Encore 1, Winter 1984 (mit Bildern); Eisenberg, Bühnenlex.; Wurzbach; F. J. Frh. v. Reden-Esbeck, Dt. Bühnenlex., 1879; W. Saure, Die Geschichte der Frankfurter Oper von 1792 bis 1880, phil. Diss. Köln, (1958), S. 194, 198f., 205 (mit Rollenbildern); G. C. D. Odell, Annals of the New York Stage 7 und 9, beide Nachdruck 1970, beide s. Reg.; The New Grove Dictionary of American Music 2, (1986); K. J. Kutsch – L. Riemens, Großes Sängerlex. 1, (1987), Erg.Bd. (1991).
(C. M. Gruber)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 10 (Lfg. 48, 1992), S. 239
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